Die Schweiz – ein literarisches Land? Durchaus, wenn dies auch in der breiten deutschen Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen wird.
Autoren wie Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt, Adolf Muschg oder Thomas Hürlimann haben Bühnen und den Buchmarkt erobert und sich Gehör verschafft. Ganz zu schweigen von den alten Meistern Keller, Gotthelf oder Meyer. Die Bühnendramen Dürrenmatts sind nach wie vor gefragt. Und in der deutschen Theaterszene sind die Basler Theater und das Zürcher Schauspielhaus auch heute eine gute Adresse. Es war das Theater am Pfauen (Zürich), welches das freie Wort auch während der Nazizeit hoch hielt. Verfemte Schauspieler und Dichter fanden hier ein Forum, eine Bühne – von Thomas Mann bis Bertolt Brecht.
Der Schweizer Film träumt – von kleinen und großen Fluchten, Abenteuern und Eroberungen. Vor allem aber von Erfolgen. Doch das ist schwierig in einem Land mit drei Hauptsprachen und diesbezüglichen sprachlich-kulturellen Orientierungen.
Die große Zeit der Filmer aus dem Welschland, Alain Tanner, Claude Goretta, Michel Soutter oder Jean-Luc Godard ist passé. Neue Impulse wurden in der Deutschschweiz gesetzt. Hier hat sich im letzten Jahrzehnt einiges getan. Die junge Filmer haben zurück zum Publikum gefunden und warteten mit einigen Publikumserfolgen auf. Die Teenager-Militärklamotte “Achtung, fertig, Charlie!” (2003) von Mike Eschmann wurde zum Hit. Der Dialektfilm erobert die Kinos zurück. Michael Steiners Bubenstreiche “Mein Name ist Eugen” (2005) und sein Spielfilm über das Ende der Swissair, “Grounding” (2006), waren Publikumserfolge. Produktionen wie “Vitus” mit Bruno Ganz, inszeniert vom Altmeister Fredi M. Murer (“Höhenfeuer”) und nominiert für die Oscar-Nominationen 2007, oder “Die Herbstzeitlosen” schafften gar den Sprung über die Grenze und fanden den Weg in deutsche Kinos.
Nun kann man als “Frischling” in der Schweiz aber sein kleines blaues Wunder im Kino erleben. Synchronisation, also die Eindeutschung, ist in der Deutschschweiz nicht die Regel (wohl aber im Tessin und im Welschland). Überwiegend werden die Filme, egal ob aus Japan, China, Russland oder Afrika, in Originalversion mit Untertiteln gezeigt. Diese Art der Übersetzung ist gewöhnungsbedürftig. Doch dann will man darauf nicht mehr verzichten und ärgert sich, wenn die deutsche Stimme Bad Pritt, George Clooney, Jennifer Lopez, Halle Berry oder Helen Mirren ersetzt. Ganz abgesehen von schludrigen Übersetzungen. Da ist mir Mr. Bean alias Rowan Atkinson im Original (in seiner jüngsten, recht dürftigen Reiseklamotte) hundertmal lieber als ein deutschsprachiger Grunzer.
Diese Art Kinokultur (Originalversion) wird in der Schweiz hoch gehalten, wenngleich in Nachmittagsvorstellungen vermehrt auch synchronisierte Fassungen auftauchen. Bei Kinderfilmen wie “Meet the Robinson” (mit den Stimmen von Thomas Gottschalk oder Rick Kavanian) macht das Sinn, denn so schnell lesen wie dort gesprochen wird, kann kein Kinojüngling.
Was Kinospielstätten angeht, so sind viele “Lichtspieltheater” hoffnungslos eng und altmodisch. Ein Kinopalast aller erster Güte wurde jüngst im Zürcher Shoppingtempel Sihlcity installiert. Multiplex Filmcity ist nicht nur mit neun Kinosälen bestückt, sondern auch mit einem großzügigen Foyer, einer Bar, einem DVD-Shop und einem 5D-Kino ausgerüstet. Hier wird gerüttelt und geschüttelt, es duftet und stinkt bei den Kinofahrten über den Globus, durchs Meer oder Geisterhaus. Kino spürbar für die fünf Sinne!
Die Schweiz ist nicht nur reich an Banken, sondern auch an Museen. Zwischen 1.200 und 1.300 Museen listet eine Online-Seite auf, eine Gratisleistung der P.G.Meier Software AG.
Was immer auch Herz oder der Verstand begehren, quasi jede Liebhaberei, Sammelleidenschaft, jedes kulturelle Interesse wird bedient – vom Amphitheater Vindonissa in Windisch, dem Einstein-Museum in Bern über den Gletschergarten in Luzern bis zur Sukkulentensammlung in Zürich oder dem Zwingli-Haus in Wildhaus. Historische Museen, erwähnt seien nur die von Altdorf, Basel, Genf oder Zürich (Landesmuseum), Kunstmuseen (Basel, Bern, Zürich, aber auch Chur, Solothurn oder St. Gallen) oder Naturmuseen wie die Alpengärten in Arosa, Riederalp oder Interlaken, Mineraliensammlungen in Seedorf UR, Einsiedeln oder Schönenwerd – sie alle haben ihre kleinen oder größeren Kostbarkeiten.
Natürlich müsste man die international bekannten Museen hervorheben mit ihren grandiosen Ausstellungen wie das Kunsthaus in Zürich (Auguste Rodin), die Kunsthalle in Basel, die Sammlung Oskar Reinhart Am Römerholz (europäische Kunst von der Spätgotik bis zur Moderne, alte Meister wie Grünewald, Rubens, El Greco, Delacroix, Daumier, Manet, Monet, Cezanne, van Gogh u.a.) in Winterthur, die Fondation Pierre Gianadda (Picasso und der Zirkus; Chagall) in Martigny oder die Fondation Beyeler (Edvard Munch) in Riehen bei Basel.
Einen Überblick über die Museenlandschaft Schweiz bietet der neue “Museumsführer”, rund 100 Museen werden hier vorgestellt: www.vms-ams.ch.
Ein Passepartout zu 400 Schweizer Museen bietet der Museumspass, der ein Jahr Zutritt zu allen Schweizer Museen verschafft. Informationen unter www.museumspass.ch .
Dieser Artikel ist ein Auszug aus Leben und Arbeiten in der Schweiz.