Als Hochpreisinsel hat die Schweiz einen zweifelhaften Ruf, besonders aus der Sicht deutscher Besucher. Das Gejammer «Huch, was ist das hier teuer!» hat durchaus einen realen Hintergrund, muss aber differenziert betrachtet werden.
Die beiden Schweizer Großverteiler Migros oder Coop spüren den Druck der neuen Billiganbieter Aldi und Lidl und haben Teile ihres Sortiments preislich nach unten korrigiert. Bioprodukte werden besonders herausgestellt und markiert, auch durch höhere Preise.
Manche Migros-Produkte sind übrigens billiger in Deutschland als in der heimischen Schweiz. Und bei Fleisch (z.B. Filet) reist man am besten gleich über den Rhein nach Konstanz, Weil am Rhein oder Freiburg. Dort ist’s garantiert billiger.
Klar, die Grundnahrungsmittel sind in der Schweiz deutlich teurer als in Deutschland. Aber man verdient auch mehr zwischen St. Gallen und Genf, hört man oft und gern.
Was freilich Textilien oder Lederwaren angeht, so kann man bei Ochsner oder Bally, Globus, Jelmoli, C&A oder H&M (auch die gibt’s in Zürich) mal ein Schnäppchen machen. Zum Multimediamarkt strömen Tausende, um sich elektronisch zu versorgen. Handwerkermärkte (Migros, Jumbo, demnächst auch der erste Hornbach Markt in der Schweiz, und zwar in Affoltern a.A.) sprießen aus dem Boden. Tankstellen bieten längst nicht nur Zapfsäulen, sondern auch frische Sandwiches, Bier, Blumen, Süßigkeiten, Poulets (Hähnchen) oder Zeitungen. Das Benzin hat deutsche Preise noch nicht erreicht und bewegt sich aber indes auch zwischen 1,65 und 1,80 Schweizerfranken und mehr (bleifrei normal) oder mehr an Autobahntankstellen. Ein guter Vergleichsmaßstab ist stets der Bierpreis. Eine Stange (ein Glas Bier, 0,3 ltr.), gezapft, kostet in einer normalen Beiz (Kneipe) zwischen 3,00 und 5,00 Franken.
Auch in der Schweiz gibt’s Nischen. Geräte der Heimelektronik sind teilweise billiger als in Deutschland. Auch dank des aggressiven Discounters Media Markt, der großen Zulauf hat. Studenten der Churer Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) haben diesbezüglich Fachmärkte und Warenhäuser, aber auch den Einzel- und Onlinehandel unter die Lupe genommen. Bei den annähernd 3.500 Objekten/Preisen (Fernsehgeräte, Kameras, DVD-Recorder usw.), die man unter die Lupe genommen hat, wurde die Hochpreisinsel Schweiz geknackt. Einzelne Produktgruppen wie Spiegelreflexkameras, Beamer, Camcorder oder DVD-Recorder sind in Schweizer Regalen bis zu 15 Prozent billiger als in Deutschland. Insgesamt ist die Schweiz im Heimelektronik-Bereich nur knapp drei Prozent teurer als der nördliche Nachbar.
Wer Schweizer Buchläden betritt, staunt über die Preise, besonders wenn ein Exemplar noch mit Euro angeschrieben ist, und man es mit dem Frankenpreis vergleicht. Beispielsweise bei Reiseführern der gehobenen Art oder Bildbänden ist die Währungsdiskrepanz frappant. Faustregel: Je teurer das Buch, desto größer der Währungsverlust. Aber lohnt es sich, wegen acht oder zehn Franken eine Fahrt über die Grenze anzutreten, um mehr über Kambodscha oder Dubai zu erfahren?
Man kann’s auch günstiger haben. Internet sei Dank! Warum nicht den Kontakt zu einer Buchhandlung mit Online-Praxis aufbauen, irgendwo in Deutschland, oder eben beim Giganten amazon.de andocken? Bestellen und per Kreditkarte (oder ein Girokonto in Deutschland) zahlen. Dann können Bücher, aber auch Hörbücher oder CDs bis 30 Prozent billiger werden (der Mehrwertsteuer sei Dank!). Und das meistens ohne Lieferkosten.
Es geht aber auch anders – ohne Elektronik. Die Schweiz ist gespickt mit Brockenhäusern oder Brockenstuben. Kennen Sie den Ausdruck “alte Brocken” (altes Zeug)? Eben. Dort in den Brockenhäusern findet man ein Sammelsurium von Second-Hand- und Trödelwaren, Textilien, Haushaltsgeräten, Möbeln, Kitsch und Büchern.
Besonderen Spaß macht es natürlich, Flohmärkte aufzusuchen. In Zürich findet sich vom Frühjahr bis in den Herbst auf dem Bürkliplatz jeden Samstag ein buntes Völkchen von Ausstellern ein, und manchmal findet man etwas unverhofft in dieser Multikulti-Kollektion von Trödeligem, Vertrautem oder Vergessenem, Gebrauchtem, Gediegenem oder Gesuchtem. Vielleicht treffen Sie Bruno, den Experten in Sachen Blechspielzeug und alten Uhren. Oder Edith, die Kristall, Porzellan, Nippes hat und auch ein paar Schmöker parat hält...
Sie gehört zwar nicht zu den Grundnahrungsmitteln, ist trotz E-Mail immer noch ein wichtiger Bestandteil der Kommunikation, gehört also auch zur Grundversorgung: die Briefmarke. In der Schweiz gibt es so genannte A- und B-Post. Das bedeutet: Der A-Brief sollte am nächsten Tag am Bestimmungsort innerhalb der Schweiz sein, eine B-Sendung braucht da schon zwei bis vier Tage (am Wochenende). Das künstliche postalische Zweiklassensystem ist einer der staatlichen Schildbürgerstreiche, die es in Schweizer Landen zuhauf gibt.
Kurzum: ein A-Brief kostet 1,00 Franken (B-Post: 85 Rappen), ein Auslandsbrief innerhalb Europas kommt auf 1,30 Franken (A-Post bis 20 gr; übrige Länder: 1,80 Franken) oder 1,20 Franken (B-Post, übrige Länder: 1,40 Franken). Und dann steigern sich die Gebühren ungebührlich beim Großbrief (A-Post) von 3,80 bis 16,00 Franken. Von Expresspost (Blitz: ab 19,80 Franken oder Mond: ab 14,80 Franken) oder Paketen, deren Porto manchmal höher ist als der Wert des Inhalts, wollen wir lieber nicht reden.
Dieser Artikel ist ein Auszug aus Leben und Arbeiten in der Schweiz.